Kleinwasserkraftwerk
Alfred Müller AG setzt sich für den Erhalt der Wasserkraft ein.
Die Geschichte der Wasserkraftgewinnung auf dem Areal Lauématt geht Jahrhunderte zurück. Waren es damals Industriebetriebe, sollen es zukünftig Gewerbebetriebe sowie Bewohner sein, welche von der lokal gewonnenen, erneuerbaren Energie profitieren sollen. Die Alfred Müller AG hat sich als Investorin, Projektentwicklerin und Bauherrin für den Erhalt des geschichtsträchtigen Wasserkraftwerks eingesetzt und die nötigen Erneuerungen getätigt.
Die Wurzeln der alten Gewerbelandschaft auf dem Lauémattareal – früher Hornimatt genannt - reichen bis ins Mittelalter. Auf dem Areal begann 1777 die Firma J.R. Dolder mit der Indienne-Druckerei, die ca. 1850 von der Familie Laué & Cie fortgeführt wurde. Über all die Jahrzehnte waren hier verschiedene Industrien aktiv: Eine Sägerei, mechanische Werkstätten, eine Glanzfadenfabrikation, eine Hutflechterei und eine Parqueterie. Danach wurde eine Kohlensäurefabrik betrieben, bevor 1920 die Kupferdrahtisolierwerk AG (KIW) gegründet wurde, deren Häuser zum Teil heute noch bestehen. Bereits die ersten Industrien in Wildegg nutzten die Wasserkraft zur Energiegewinnung. Hierfür wurde aus dem Aabach ein Umgehungskanal abgezweigt.
Das Kleinwasserkraftwerk Lauématt
Das Kleinwasserkraftwerk Lauématt, früher genannt Wasserkraftwerk KIW Wildegg, liegt auf den Gemeindegebieten Niederlenz und Möriken Wildegg und nutzt das Wasser des Aabach zur Energieproduktion. Das im Aabach gefasste Wasser wird mit einem 850 m langen Oberwasserkanal zu der Turbine geleitet, die Wasser-Rückgabe erfolgt in die Bünz. Im Hauptgebäude der ehemaligen Industrie befindet sich die Turbine zur Energieerzeugung, welche noch immer in Betrieb ist und weiter genutzt wird. Der Umgehungskanal verläuft bis kurz vor die Turbine offen. Der Abfluss in die Bünz ist hingegen eingedolt.
Alfred Müller AG setzt sich für den Erhalt der Wasserkraft ein
Die Alfred Müller AG hat im Jahre 2011 das ehemalige Fabrikareal übernommen mit dem Ziel, es neu mit Wohnungen und Gewerbeanteilen zu nutzen. Das gleichzeitig erworbene Wasserkraftwerk Lauématt befindet sich teilweise auf dem Areal. Da es die neuen Gewässerschutzgesetze nur teilweise erfüllte, musste eine Sanierung des Unterwasserkanals mit der Wiederherstellung des Fischabstiegs durchgeführt werden. Um die Betriebsfähigkeit der Turbine und des Generators aufrecht zu erhalten, wurde der Maschinenraum, das Gebäude des Maschinenraums, welches unter Denkmalschutz steht, sowie der Generator, erneuert.
Die Alfred Müller AG entschied, das Wasserkraftwerk zu erhalten und dieses in die zukünftige Nutzung zu integrieren. Ihr ist es ein grosses Anliegen, die ökologische Ausrichtung des Areals zu untermauern und eine nachhaltige Projektentwicklung sicherzustellen. Zudem steht die Wasserkraft auf dem Areal Lauématt für einen wichtigen Teil der industriellen Vergangenheit.
Michael Müller, Mitglied der Geschäftsleitung der Alfred Müller AG, erinnert sich gut an das komplexe Vorhaben: «Sich mit Varianten möglicher Fischabstiege auseinanderzusetzen, war für uns ein Novum. Es war eine spannende, lehrreiche Zeit und wir sind stolz, dass wir in eine nachhaltige Lösung investiert haben und den zukünftigen Bewohnern auf dem Areal erneuerbare Energie anbieten können». Zusammen mit den geplanten Photovoltaik-Anlagen sollen gemäss Berechnungen rund 150 Haushalte mit Vor-Ort-Strom versorgt werden können.
Die Überwachung und Bewirtschaftung des Wasserkraftwerks ist dank zweier wertvoller Helfer vor Ort gewährleistet
Das Kraftwerk zu betreiben, wäre ohne die aktive Mitarbeit von Kurt Hächler und Ernst Öschger, zweier Bewirtschafter vor Ort, kaum möglich. Mit viel Leidenschaft unterhalten und überwachen Sie die Geschehnisse im Turbinenraum und draussen beim Wehr. Bei der Besichtigung vor Ort gab uns Kurt Hächler vertiefte Einblicke in seine Arbeiten: «Wir sind hauptsächlich für die Regulierung des Wasserstandes zuständig und überprüfen, ob die Anlage störungsfrei läuft. Es gilt stets zu optimieren, damit möglichst viel Leistung erzielt wird. Im optimalen Fall erzielen wir 2,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, eine Leistung von 125 kWh». Wir stehen hier am Oberwasserkanal beim Wehr, oberhalb des Querrechens, der die groben «Stücke» im Kanal, insbesondere Astbefälle, abhält. Der Feinrechen sortiert dann alle weiteren Mitschwemmnisse. Es habe viele Rotalgen aus dem Hallwilersee, kleine Äste und Blätter, meint Kurt Hächler, und führt weiter fachkundig aus: «Die Rechenreinigungsanlage wird automatisch aktiv, wenn die Niveau-Messung signalisiert, dass zu wenig Wasser fliesst. Dann wird der Rechen von allen Mitschwemmnissen befreit und der Durchfluss ist wieder gewährleistet.»
Die Wasserrechtskonzession dauert noch 80 Jahre bis ins Jahr 2072. Um Passanten die geschichtliche Entwicklung und die nachhaltige Energiegewinnung auf dem Lauématt Areal näher zu bringen, wird der Turbinenraum, in dessen Innern man durch eine grosse Glasfront sieht, in den nächsten Monaten beleuchtet und von aussen beschildert.